Sonntag, 5. April 2015

Meine Nulli...bye,bye lieber, kleiner Schnullerfreund

Heute ist es nun also so weit...die erste Nacht ohne Schnuller. Wie für so viele Eltern vor uns, stellte die Abgewöhnung des kleinen Freundes auch für uns ein großes Fragezeichen dar. 2 1/2 Jahre war er, mit den vielen Namen, jede Nacht dabei. Ob Schnuller, Schnulli, Nuckel, Nucki, Nubsi, oder etwas förmlicher Sauger, lieb hat ihn jeder Besitzer, erinnert er doch an die erste Zeit auf Erden, in der es nichts weiter als saugen und Geborgenheit gab.

Als Opfergabe versteh ich also das Abgeben des Schnullers. Und so ein Opfer kann für die Kinderseele ganz schön schwer wiegen. Darum war es uns auch so wichtig, das Ganze ohne Tränen zu schaffen.
Als erstes versuchten wir, optimale Bedingungen zu finden. Gerade sind wir zur Kinderreha und den ganzen Tag mit unseren Kindern zusammen. Sie können also so viel Nähe bekommen, wie sie brauchen, zu jeder Zeit. Im Urlaub ist es außerdem nicht so schlimm, wenn man nachts öfter mal raus muss, um zu trösten. Denn die Geborgenheit, die das Kind mit dem Schnuller verliert, muss von Mama und Papa ausgefüllt werden.

Als nächstes überlegten wir uns eine Geschichte. Der Osterhase hat zu Ostern viel Arbeit und seine kleinen Hasenkinder sind ganz allein. Weil sie so laut weinen, brauchen sie einen Schnulli. Wenn der Hase uns also unsere Geschenke gibt, dann legen wir als Dank unseren Schnuller für die Hasenkinder in das Nest. Das leuchtete Hanni und Nanni ein. Mit Freude räumten sie das Nest aus und legten stolz den Schnuller rein. Der Abschied viel nicht schwer, wurde aber sehr bewusst erlebt. Mehrmals mussten wir heute die Geschichte von den Hasenkinder hören, als hätten Hanni und Nanni sie tatsächlich gesehen und erlebt. Bis dahin klappte alles gut.

Dann ging es ins Bett und auf einmal hatte man den Schnulli nicht mehr verschenkt, sondern die Hasenkinder hatten ihn weggenommen. Es gab also viele negative Gefühle. Die ersten Klagelaute waren zu hören. Ich versuchte immer wieder zu beruhigen, aber es half nichts. Tränen wollten wir ja um jeden Preis vermeiden. Also versprach ich den Osterhasen anzurufen und ihm zu sagen, dass wir die Schokoeier zurückgeben,wenn wir unseren Schnulli wieder bekämen. Ich wollte mich natürlich nicht geschlagen geben und schnitt den Nuckel ein Stück ab, bevor ich ihn zurückgab. Die Mädchen staunten als sie sahen, dass die Hasenkinder ein Stück abgebissen hatten. Der Schnuller wurde ausprobiert, aber nun war er entweiht. Spass machte es nicht mehr und so waren Hanni und Nanni mit dem Tauschgeschäft ganz unzufrieden. Die Liebe zur Schokolade siegte und nun sollte ich die Schnuller wieder ins Nest legen und die Eier zurückholen.

Hanni schlief dann ohne Probleme ein, obwohl sie offenkundig lieber schnullert. Nanni wälzte sich hin und her. Ich merkte richtig, dass sie suchte. Ich hielt sie fest. Nach einer Stunde unruhigen Liegens sollte ich ihr etwas zu trinken holen, danach schlief sie ohne mich ein.

Fazit: Unsere Methode ist sicherlich nicht optimal, aber bisher (!) blieb großes Weinen aus.
Am Tag haben die Mädchen im Alter von acht Monaten das letzte Mal geschnullert. Das ging relativ problemlos. Wahrscheinlich ist es für Kinder doch leichter, den Verlust zu akzeptieren, wenn sie kleiner sind und noch nicht vergeistigt haben, was sie da verlieren. Je später, umso schlimmer also.

Eine andere Methode, die mir sehr sanft erscheint, ist das Anstechen des Schnullers (funktioniert nicht bei Silikon). Die Saugfunktion geht verloren. Dann schneidet man Woche für Woche ein kleines Stück des Schnullers ab und irgendwann fällt er einfach aus dem Mund. Die Kinderseele wird geschont, der Verlust ist nicht abrupt und der kleine Freund ist ja irgendwie noch da.

Mal sehen, wie es morgen und heute Nacht weiter geht. Dann nur noch trocken werden und Schuleinführung...und dann sind sie groß.

Zwischenreport: Nach (beinahe) vier Nächten ohne Schnuller sind wir, so hoffe ich, über den Berg. Die Nachfrage nahm von Nacht zu Nacht ab. Gab es in den ersten zwei Nächten noch ein bisschen Jammer, so schliefen beide heute ohne Nachfragen ein. Hanni schläft recht schnell ein, aber Nanni braucht schon 30-45 min. Ich liege die ganze Zeit bei ihnen und schenke Ihnen meine Nähe. Morgen will ich dann probieren, noch im wachen Zustand der Mädchen das Zimmer zu verlassen. Nachts schläft Nanni ohne aufzuwachen, aber Hanni schrie heute Nacht einmal sehr schlimm. Sie ließ sich nicht durch gutes Zureden beruhigen. Erst als ich mich zu ihr legte, war es wieder gut und sie akzeptierte, dass ich wieder in mein eigenes Bett musste, weil ihres nicht ausreichend groß für uns beide war.

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Das Schnulliprotokoll: Heute ist Nacht sechs. Hanni hat sich vollkommen arrangiert mit ihrem schnullerfreien Leben. Sie schläft beim Kuscheln rasch ein, akzeptiert aber auch, wenn ich vorher rausgehe. Nanni braucht nach wie vor ca. 45 min zum Einschlafen. Geh ich vorher raus, akzeptiert sie das nur schwer. Sie braucht einfach noch ein bisschen länger. Man sieht also auch hier wieder, dass es von Kind zu Kind unterschiedlich ist und man leider nicht pauschal sagen kann, dass es ungefähr fünf Nächte braucht, bis die Schnullerfreunde den Abschied verdaut haben. Auf das Schlafverhalten insgesamt hat sich der Verlust aber positiv ausgewirkt. Die Mädchen werden weniger häufig wach, weil sie nachts nicht mehr ihren Nuckel suchen, wenn er mal aus dem Mund gefallen ist.

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Schnullerfrei seit über drei Wochen, aber noch ist er nicht vergessen. Das Einschlafen funktioniert jetzt besser, auch wenn ich nicht mit ihnen kuschel, allerdings hat sich unser Schlafvolumen von 13 auf 10 Stunden verringert. Der Mittagsschlaf wird ganz ausgelassen. Ohne Schnuller kommen sie einfach nicht zur Ruhe. Gegen 15.00 Uhr würden sie dann so einschlafen, aber das ist mir wirklich zu spät. Natürlich sind sie dann am Nachmittag quengelig. Ich hab jetzt schon mehrfach gelesen, dass eine temporäre Veränderung im Schlafbedarf normal sei, wenn der Schnuller entwöhnt wird. Hoffen wir also, dass sich das wieder gibt.

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Letzter Nachtrag:
Bis Hanni und Nanni ein schnullerfreies Leben und vor allem Schlafen akzeptiert hatten, hat es zirka zwei Monate gedauert. Inzwischen schlafen sie regelmäßig 11,5 Stunden. Sie sind damit aber ausgeruht und zufrieden. Die Schnullerentwöhnung hat wahrscheinlich eine normale Schlafbedarfsveränderung beschleunigt. Unser Schlafritual hat sich dauerhaft verändert. Wir schauen ein Buch an, singen zwei anstatt einem Lied und dann geht es ins Bett. Die Mädchen machen ein klein wenig Theater, das heißt sie kommen vielleicht och fünf Mal raus (selten mehr, mal weniger) und dann ist Ruhe. Dafür schlafen die nachts sehr viel ruhig.

Mein Fazit ist: der negativer Verlauf, vor dem ich Angst hatte, ist eingetreten. Sie haben es nicht leicht genommen. Andererseits wollte ich dann auch nicht mehr zurück.. Insgesamt hat es zwei Monate gedauert, dann war es überstanden und eine bessere Variante ist mir nicht gegeben gewesen. Letztendlich war ich bei meinen Mädchen als sie einen großen Schritt vom Baby zum Großwerden getan haben.



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