Unsere Zwillingsmädchen sind sehr unterschiedlich. War die Große sehr anspruchsvoll und forderte meine ganze Energie, war die Jüngere ein Selbstläufer. Trotz der Schwierigkeiten oder gerade aufgrund dieser bekam die Erstgeborene sehr viel Aufmerksamkeit und Zuneigung. Die Kleine natürlich auch, aber immer im Schnelldurchlauf.
Zwei Jahre später und um viele Erziehungserlebnisse reicher, erlebe ich immer wieder, wie die Kleine auf Verbote mit Aggression reagiert. Ich halte sie sonst gar nicht für auffällig, aber logischerweise bekümmert mich das Verhalten natürlich. Vielleicht versucht sie nun Aufmerksamkeit zu erhaschen, die sie früher nicht bekommen hat. Verbiete ich ihr Dinge, reagiert sie heute gelegentlich damit, das sie wütend wird und mich haut.
Verschiedene Reaktionen hab ich schon ausprobiert. Aufstehen und meine Aufmerksamkeit entziehen, ist nicht die Methode der Wahl, aber auch nicht die schlechteste. Einerseits will ich meinem Kind auch in dieser Situation das Gefühl geben, geliebt zu werden, andererseits ist es manchmal nicht möglich, besonnen zu reagieren. Die schlechteste Reaktion ist es, selbst laut zu werden. Das Kind soll ja ein anderes Verhalten vorgelebt bekommen. Darum ist es sicher besser der Situation zu entfliehen, wenn die Nerven ein besseres Agieren gerade nicht erlauben.
Ich habe auch schon versucht, ihr in solchen Momenten besonders viel Liebe entgegen zu bringen, aber verständlicher Weise will sie das nicht, da sie ja wütend auf mich ist. Ignoriere ich ihr Verhalten, fängt sie zum Beispiel an den Schrank auszuräumen, Bausteine zu werfen oder ähnliches, bis sie meine Aufmerksamkeit hat.
Sehr oft versuche ich ihr, ihr Verhalten vor Augen zu führen, indem ich ihr sage: "Mama haut man nicht. Mama haut Dich auch nicht. Das macht man nicht." Sicher ist es sehr wichtig das Kind ernst zu nehmen und ihm zu vermitteln, dass man seinen Ärger versteht: "Ich verstehe, dass Du Deine Puppe gern noch einmal anziehen möchtest, aber Mama muss sich jetzt selbst auch anziehen, sonst friert sie." Das gelingt mir aber nicht immer, denn wenn Übermüdung oder Zeitdruck bestimmen, ist es manchmal schwer, einen Grund zu finden, denn man verstehen kann.
Wenn ich morgens mit den Mädchen los muss und wir nach 2,5 Stunden Morgenprogramm noch eine Auseinandersetzung haben, nehme ich mein Mädchen in solchen Situationen oft in den Arm und sage ihr, dass ich sie lieb habe, jetzt erst mal die Geschwister runter bringe und sie gleich hole, weil sie im Moment noch nicht bereit ist. Sie ist natürlich traurig, weiter sauer und weint, wenn ich gehe, aber wenn ich wiederkomme, ist sie wie ausgewechselt. Sie hat in diesem Augenblick keine Verlustängste, sie geniest es mit mir allein zu sein, wenn ich wieder da bin und merkt, dass ich sie trotzdem liebe.
Das ist, denke ich, das Wichtigste, Kindern auch in anstrengenden Situation zu zeigen und zu sagen, dass man sie liebt. Ich habe noch keine Lösung für unser Problem. Ich höhle den Stein mit dem steten Tropfen, denn wenn ich eines bisher erkannt habe, dann, dass alles in Phasen verläuft und wir auch diese Phase meistern werden.
Andere Gedanken zum Themen:
http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/10/agressive-kinder-im-alter-von-3-bis-6-jahren-woher-kommen-die-aggressionen-und-wie-geht-man-damit-um.html
1. März 2015:
Ich reflektiere: Das Hauen ist viel weniger geworden. Gelegentlich kommt es noch vor, aber wirklich sehr selten. Dafür lässt sie sich jetzt nur noch von Mama anziehen... Papa darf sie manchmal nicht einmal tragen. Es geht also alles in Phasen vorbei und es kommt wieder etwas neues.
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